Günther Rabl: Electric Orpheus back | home | Electric Orheus Academy

Loops

Wiederholung hat es in der Musik immer schon gegeben. Aber erst durch das mechanische und elektronische Instrumentarium (Tonbaender, Sequencer und Samples) erreicht Wiederholung eine neue Qualitaet. Sie unterliegt nicht laenger den natuerlichen Schwankungen der menschlichen Anstrengung, sie ist unbeirrt exakt mechanisch, noch unbeirrbarer sogar als die Wiederholung der Takte eines Motors [@4].
Fuer die Arbeit mit Wiederholung hat das Konsequenzen. Es gibt eine neue Verantwortung im Umgang damit. Die magische Wirkung von endlosen Wiederholungen ist seit Alters her bekannt. Sie gilt in aehnlicher Weise fuer die mechanisch exakte Wiederholung.

Endlosschleife

Von einer Endlosschleife spricht man dann, wenn kein zeitlicher Bezugspunkt (Anfang und Ende) des widerholten KMs oder der wiederholten Sequenz ersichtlich ist. Solche Bezugspunkte sind entweder in der Sequenz selber vorgegeben, oder sie werden markiert durch den Beginn der Wiederholungsserie.
Wirksame Endlosschleifen muessen, wenigstens praktisch, eben 'endlos' sein. Zeitlich eingefuehrt koennen sie nur durch fade in werden oder durch Freigabe von Maskierung durch vorige lautere Elemente, sodass sie, wenn diese enden, ploetzlich in Erscheinung treten als waeren sie immer schon dagewesen. Auf dieselbe Art lassen sie sich praktisch wieder beenden [@1]. Jeder abrupte Beginn markiert einen Bezugspunkt innerhalb der Schleife, der als Anfang empfunden wird. Es dauert dann oft lange, bis sich das Gefuehl fuer die Endlosschleife wiederherstellt.

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@1 Guenther Rabl: MUGL ENTSTEIGT
1.1 Besonders der vierte Abschnitt ist bis zur Kulmination durchgehend mit Schleifen gearbeitet. Eine echte Endlosschleife darin ist das Bassmotiv, dass nach einiger Zeit kontinuierlich eingeblendet wird und am Ende im kulminierenden Getuemmel untergeht.

@2 Guenther Rabl: MUGL ENTSTEIGT II
Zwei unterschiedlich lange Schleifen mit Klaengen einer Saite, die zum Teil unter Wasser ist, verschieben sich minimal gegeneinander. Dort, wo sie wieder in der Ausgangskonstellation zusammentreffen, sind jeweils organische Zeitpunkte fuer Veraenderungen. Beim zweiten Zusammentreffen wird der Prozess durch immer laenger werdende eingeschaltete Pausen aufgeloest.

@3 Guenther Rabl:  ROLLER
Das Schlackern einer gestrichenen Kontrabassaite auf niedriger Geschwindikeit bildet den Kern dieses Stueckes. Ab einem gewissen Zeitpunkt setzt die Wiederholung eines bestimmten Bereiches ein, wobei Startpunkt und Endpunkt des wiederholten Ausschnittes staendig variiert werden. (Diese Start- und Endpunkte sind organische Punkte im Klangmaterial selbst).

@4 Guenther Rabl: MITE E-LITE
Das ganze Stueck verwendet den Klang eines Motors und seine rhythmische Struktur. Die Analyse davon zeigt, dass der Takt aus vielen kleinen Explosionen besteht, von denen keine der anderen gleicht. Unmittelbar nach dem Starten gibt es eine etwas ’unrunde’ Phase, dann beginnt der Motor rund und gleichmaeesig zu laufen, dann kommen einige Fehlzuendungen und die Unregelmaesigkeit nimmt wieder zu. Alles in allem ein natuerlicher Prozess.