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Günther Rabl
ATEM / breath
tape music, 18min, 15-channel, Irnfritz 1981/82

In 1980 the old castle, I was living in for some years, was about to be sold and I had to look for another place. I rented an empty pub in the countryside and set up my studio in the formar dancing room. In the years before I made lots of outdoor-recordings in the ambient of a small village close to a place for military exercises: people, animals, harvest machines, church-bells, brass-bands, sirenes, tanks, jets, guns, everything. Now the time had come, to digest this plenty of material by a new composition. I organized it around a central recording of breathing and put in opposite some other sounds of the human body . (For this purpose I used a measuring microphone, which could record your heartbeat even from one meter distance). Georg Danczul had constructed some analog devices of high quality according to my needs (generators, modulators, distorters) and so I started to work on ATEM.

At first I made a rhythmical analysis of the breathing by means of extreme distortion. The structure, I got in this way, is responsible for the whole form, as well as for all transformations. According to this structure there are 8 sections. Every section holds an outdoor-recording in its center, surrounded by its derivatives and transformations of the breathing and body-sounds.

ATEM is actually a fragment. Its whole form follows the projection of the breath-in into 20 minutes, while all details mirror the facettes of breath-in and breath-out as well. (Originally I intended to compose a longer second part, but the development of my style and knowledge during this work led me somewhere else).

The appearance of this piece is very much dominated by speedups. Composers, dealing with recorded material, usually like to use slowdowns, because sounds become more mighty and the virtuel rooms bigger and more impressive. In ATEM I discovered the opposite. By such speedups in combination with graduated distortion, I got those fine, nervous, spacelsess patterns, which are maybe typical for all my works of this period - naked sound, leaving space beeing a matter of room.
G.R.

Günther Rabl Werke 3 Listen to an example!ATEM.mp3  2,7MB
deutsch

 


 

1980 wurde das alte Landschloss, in dem ich einige Jahre lebte und arbeitete, verkauft und ich musste mich um einen anderen Wohnort umschauen. Ich fand ein aufgelassenes Wirtshaus, das zu mieten war, und baute mein Studio in dessen Tanzboden auf.
In den Jahren davor hatte ich eine Menge Aussenaufnahmen gemacht - im Ambiente eines kleinen Dorfes am Rande eines militärischen Übungsplatzes: Menschen, Tiere, landwirtschaftliche Maschinen, Kirchenglocken, Blasmusik, Sirenen, Panzer, Flugzeuge, Kanonen - einfach alles. Nun war die Zeit gekommen, diese Unmenge an Material zu verarbeiten. Ich arrangierte es um die zentrale Aufnahme eines einzigen Atemzuges und setzte als Gegenpol auch noch andere Aufnahmen des menschlichen Körpers. Innenwelt und Aussenwelt, sozusagen. (Für die Körperaufnahmen verwendete ich ein Messmikrofon, mit dem man den Herzschlag aus ein Meter Entfernung aufnehmen konnte). Georg Danczul hatte nach meinen Angaben einige hochwertige analoge Effektgeräte gebaut (Generatoren, Modulatoren, Verzerrer) und ich begann mit der Arbeit an ATEM.

Zuerst machte ich eine rhythmische Analyse des Atemzuges mittels extremer Verzerrungen, sodass nurmehr vereinzelte Knackse übrigblieben. Die Struktur, die ich auf diese Weise erhielt, liegt der gesamten Komposition zu Grunde - für die Grossform genauso, wie für alle Transformationen. Entsprechend der Struktur ergaben sich 8 Abschnitte. Jeder dieser Abschnitte hält ein Fragment von Aussenaufnahme in seinem Zentrum, umgeben von Variationen sowie Transformationen des Atems und anderer Körpergeräusche.

ATEM ist genaugenommen ein Fragment. Seine Form folgt der Projektion des Einatmens auf eine Zeitspanne von 20 Minuten, wobei alle Details die Facetten von Ein- und Ausatmen widerspiegeln. (Ursprünglich hatte ich vor, noch einen längeren zweiten Teil zu komponieren, aber die Entwicklung meines Arbeitsstiles und meiner Kenntnisse durch diese Arbeit führten mich anderswo hin).

Die Erscheinungsform des Stückes wird sehr stark durch Beschleunigung (speedup) getragen. Komponisten, die mit aufgenommenem Material arbeiten, verwenden üblicherweise gerne Verlangsamung (slowdown), weil dadurch die Klänge mächtiger, die virtuellen Räume grösser und eindrucksvoll wirken. In ATEM habe ich mehr die entgegengesetzte Richtung erforscht. Durch Beschleunigung in Kombination mit abgestufter Verzerrung erhielt ich solch feine, nervöse, raumlose Texturen, die typisch für meine Arbeiten in dieser Periode sind - nackter Klang, ohne jeden Nachhall.

G.R.

Günther Rabl Werke 3 Listen to an example!ATEM.mp3  2,7MB


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